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Indien – Faszination pur

Die kulturelle Geschichte Indiens

 
Grundsätzlich kann man nicht von einer „indischen Kultur“ sprechen, da Indien eine unüberschaubare Vielzahl verschiedener Kulturen beherbergt und zu der prägendsten und faszinierendsten Region auf der Welt gehört. Indien ist eher ein eigener Kontinent voller Vielfalt und Gegensätze, mit unzähligen Sprachen, Völkern, Philosophien und Religionen.
 
Die Geschichte Indiens beginnt vor etwa 4.500 Jahren. Über Jahrhunderte bildeten sich nach und nach eine Vielzahl unterschiedlichster Kultur- und Religionsformen, wie der Hinduismus, Buddhismus, Jainismus und Sikhismus. Das Christentum und der Islam verbreiteten sich erst später in der Bevölkerung. Die Hinduisten stellen in Indien die Mehrheit der Bevölkerung mit über 80% dar. Weitere religiöse Gruppen teilen sich wie folgt auf: 13,4% Muslime, 2,3% Christen, 1,9% Sikhs, 0,8% Buddhisten, 0,4% Jainas und 0,6% anderer Religionszusammenkünfte. 
 
Indien gehört zu Südasien, ist der siebtgrößte Staat der Erde und flächenmäßig fast zehnmal so groß wie Deutschland. Es leben über eine Milliarde Menschen in diesem, auch Subkontinent genannten, Land. Indien wird durch hohe Berge vom übrigen Asien abgetrennt, der Südwesten und Südosten wird vom Indischen Ozean umschlossen. 
 
 

Die Wirkung Indiens im Norden und im Süden

 
Immer wieder hört man von Indien-Reisenden den Satz: Entweder man liebt dieses Land mit all seiner Faszination, seinem Facettenreichtum, seinen Höhen und Tiefen, seinen Reichtum und seiner Armut oder man besucht dieses Land nie wieder. Die Großstädte gleichen bunten Megametropolen, begeistern mit bunten Tempeln, unzähligen Sehenswürdigkeiten und Bauwerken. Überall vereint sich die Vergangenheit, die unterschiedlichen Kulturen und Religionen mit der Zukunft und lässt ein Potpourri an Eindrücken entstehen, die wir so nirgends auf der Welt finden. 
 
Im Norden erwartet uns der Himalaya mit dem ehrfurchtgebietenden Mount Everest. Seine Schönheit fasziniert nicht nur Bergsteiger, sondern die gesamte Menschheit. Die pulsierende Hauptstadt Delhi, der Taj Mahal (Symbol der ewigen Liebe), das prachtvolle Kalkutta, das lebendige Rajasthan (Land der Könige) mit seiner Hauptstadt Jaipur oder die Paläste der Maharadschas empfangen uns mit imposanten Monumenten. Die Region Ladakh verzaubert uns mit seinen tibetischen Klöstern und der majestätische Ganges lädt zur Inspiration ein. Am dortigen Ufer des heiligen Flusses empfängt uns die Stadt Varanasi, die als einer der kulturellen Höhepunkte Indiens gilt. Nirgendwo reicht der Blick in das Innerste der indischen Seele tiefer als in dieser Umgebung. Varanasi gilt als spirituelle Hauptstadt, die das Streben der gläubigen Hindus nach Anhäufung von gutem Karma und der Hoffnung nach Erlösung vom Rad der Wiedergeburten sichtbar eröffnet.
 
Im Süden Indiens fällt sofort der spürbare Unterschied des Klimas auf. Hier ist es tropischer, wärmer und feuchter als im Norden. Das Leben im Süden ist langsamer, intensiver und der Rhythmus entspannter. Hier finden wir traumhafte Strände, herausragende Architektur, Kaffeeplantagen und eine artenreiche Tierwelt. Die duftenden Gewürzgärten und geheimnisvollen Ruinen ziehen uns in den Bann und entführen uns sofort in eine scheinbar längst vergangene Zeit.
 

Indien und seine Kunst

 
Die Kunst und Architektur in Indien spiegeln sowohl die kulturelle und religiöse Vielfalt des Landes wieder als auch dessen historische Entwicklung. In einigen Regionen wurden Überreste der Industal-Zivilisation (ca. 2.500 v. Chr.) entdeckt, bei denen vor allem Holz, Lehm und gebrannte Ziegel als Baumaterialien verwendet wurde. 
 
Zu den ältesten, vollständig erhaltenen, Bauwerken Indiens zählen buddhistische Stupas. Diese hügel- bis turmförmigen Gebilde mit herausragenden Spitzen galten früher als Grabhügel für verstorbene buddhistische Heilige. Jeder Teil eines Stupas hat eine individuelle Bedeutung und als Ganzes soll er den Weltenberg Meru darstellen. Besonders bemerkenswert ist der große Stupa von Sanchi aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., im heutigen Bundesstaat Madhya Pradesh. Stupas gelten in erster Linie als Repräsentant von Buddhas Geist und somit als höchstes Symbol der Erleuchtung. Sie symbolisieren Harmonie und Liebe. Bis heute enthält jede große Stupa einen Reliquienschrein, der mit entsprechenden Gebeten, Kostbarkeiten und religiösen Symbolen gefüllt ist. Auch Miniatur-Stupas findet man an zahlreichen Orten. Sie werden zum Erhalt des Friedens in der Welt errichtet und sollen das äußere Gleichgewicht und den inneren Frieden fördern. 
 
Das Kunsthandwerk wird in Indien großgeschrieben. Die Menge an schönen indischen Stoffen, filigranen Schmuckstücken und Edelsteinen, feinsten Teppichen, edlen Holzmöbeln mit kunstvollen Schnitzereien und Marmoreinlegearbeiten ist unvergleichlich und steht für die besonderen Fähigkeiten der indischen Handwerkskünstler. 
 
Die kleine Stadt Pilkhuwa in Ghaziabad bei Delhi ist beispielsweise sehr berühmt für ihre Textilien, vor allem für die Bettbezüge, die hier hergestellt werden. Aber auch andere Handwerkskünste sind hier zu Hause: Näharbeiten, Holzschnitzerei- und Einlegearbeiten sowie Bambusarbeiten. 
 
Der indische Bundesstaat Tamil Nadu ist für seine Seiden- und Baumwollstoffe, vor allem die Sari-Stoffe und Khadi-Stoffe bekannt. Khadi werden handgesponnene und handgewebte Stoffe aus Baumwolle, Wolle oder Seide genannt. Mit dem Wort „Khadi“ verbindet der Inder tiefe emotionale Gefühle und beschwört seinen Nationalstolz. Nur aus Khadi-Stoff, aus nichts sonst, darf die Nationalflagge Indiens hergestellt werden. Khadi ist ein wichtiges Kulturerbe des Landes und steht für die Unabhängigkeitsbewegung unter Mahatma Gandhi. Gandhi hatte in den 1920er Jahren damit begonnen, das Spinnen von Khadi voranzutreiben. Er sah hier die Möglichkeit, der landwirtschaftlichen Bevölkerung die Möglichkeit zur Selbstversorgung zu bieten und unabhängiger zu machen.
 
Doch auch extravagante Möbel mit außergewöhnlichem Design sind hier an der Tagesordnung.  Das filigrane Kunsthandwerk steht für Fröhlichkeit, spirituelle Kraft und einem unerschöpflichen Farbenreichtum. Indische Möbel sind aufregend, exotisch, prachtvoll und bunt. Die Kombination aus Tradition und Moderne verbindet sich auf geheimnisvolle Art und Weise und so gehören diese Exponate zu den hochwertigsten Kunsthandwerken in Asien. Die Liebe zum Detail wirkt magisch. Ornamente, Applikationen, Schnitzereien und handbemalte Oberflächen lassen ein ganz spezielles 1001 Nacht Gefühl entstehen. 
 

Fazit:


Indien ist eine ständige Herausforderung und gibt ihre Schätze nicht auf den ersten Blick preis. Das dort herrschende unübersichtliche Chaos muss uneingeschränkt akzeptiert und geduldet werden. Erst wenn wir uns diesem Land komplett öffnen und neugierig auf alles Neue sind, zeigt sich Indien von seiner wahren kontrastreichen Seite. Es gibt unendlich viel zu entdecken. Wichtig ist es, eine Balance zu finden und sowohl die schildernden Metropolen, mit ihren aus allen Nähten platzenden Straßen und Märkten lieb zu gewinnen, als auch die dünn besiedelten Regionen des Hochgebirges oder die Küsten im Süden. Ein Wechselbad der Gefühle erwartet jeden Asienliebhaber, der sich auf die Reise nach Indien macht. 

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