Der Ursprung des Dalai Lama
Dalai Lama – allein diese Worte transportieren eine unglaubliche Autorität. Übersetzt heißt der Name soviel wie „Ozean der Weisheit“ oder „ozeangleicher Lehrer“. Der Dalai Lama wird im tibetischen Buddhismus als Reinkarnation von Avalokiteshvara (ein erleuchteter Buddha) gesehen. Er gilt als einflussreichste Persönlichkeit Tibets und als geistliches Oberhaupt im Buddhismus. Der Dalai Lama hat das Leben, wie wir es kennen, und die darin enthaltenen Leiden bereits überwunden und ist in den Zustand des Erleuchteten aufgestiegen. Doch aus Mitgefühl hat er sich entschlossen, in die normale Existenz zurückzukehren. Er steht allen Lebewesen dieser Erde zur Seite, obwohl er den ewigen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt hätte verlassen können. Der Begriff Dalai Lama ist also kein Name, sondern ein Titel. Seinen Ursprung findet man im Jahr 1578, als der Mongolenfürst Altan Kahn dem damaligen Grosslama Sönam Gyatso diesen Titel als Dank für buddhistische Weihen verlieh.
Der derzeitige XIV Dalai Lama heißt Tenzin Gyatso und ist nicht nur das weltliche und geistliche Oberhaupt der Tibeter. Er hat sich durch seine unerschöpfliche Bemühung im Tibet-Konflikt auch eine außergewöhnliche Stellung in der Weltgemeinschaft gemacht und hierfür im Jahr 1989 sogar den Friedensnobelpreis erhalten.
Die Geschichte des XIV. Dalai Lama
Seine Geschichte erzählt sich wie ein Märchen. Am 06. Juli 1935 wurde in Taktser, einem kleinem Bauerndorf in der tibetischen Provinz Amdo, ein kleiner Junge mit Namen Lhamo Thöndup geboren. Die Eltern bestritten als Bauern ihren Lebensunterhalt und mussten hart für das tägliche Brot arbeiten. Im Alter von drei Jahren kam ein Regierungssuchtrupp nach Taktser, um die Reinkarnation des XIII. Dalai Lama zu finden. Die verschiedensten Prophezeiungen und Visionen des damaligen Dalai Lama hatten den Suchtrupp in diese Gegend von Tibet verschlagen. Um den kleinen Lhamo ungestört beobachten zu können, blieben sie über Nacht bei der Familie, ohne den Grund ihres Besuchs zu offenbaren. Am nächsten Tag reiste die Gruppe wieder ab, kehrte aber nach einiger Zeit plötzlich wieder zurück. Lhamo Thöndup sollte nun einige Prüfungen absolvieren. So sollte er Gegenstände, die dem XIII. Dalai Lama gehörten, identifizieren. Dies gelang dem kleinen Jungen ohne Probleme. Die Gesandten waren sich einig, dass die in einer Vision aufgetauchten Buchstaben Ah“, „Ka“ und „Ma“, gefolgt vom Bild eines Klosters mit jadegrünen und goldenen Dächern sowie von einem Haus mit türkisfarbenen Ziegeln genau auf die Umgebung des kleines Jungen passt. So stehe Ah für die Provinz Amdo, „Ka“ für Kumbum, eines der größten Klöster in der Nähe und die beiden Buchstaben „Ka“ und „Ma“ für das Kloster Karma Rolpai Dorje auf den Hügeln über dem Dorf.
Am 22. Februar 1940 bestieg der viereinhalbjährige Lhamo Thändup den Thron des religiösen Oberhaupts der Tibeter und wurde zu Tenzin Gyatso. In einer feierlichen Zeremonie wurde er auch von der Regierung offiziell anerkannt. Seine Ausbildung war intensiv und hart, doch seine starke Willenskraft ließ ihn diese Aufgabe bestehen. Als die chinesische Volksbefreiungsarmee mit der Eroberung Tibets begann, übertrug die Regierung dem damals erst 15-jährigen Tenzin Gyatso die Herrschaft über Tibet. Als sich herausstellte, dass der Einmarsch der Chinesen nicht mehr abzuhalten war, floh der Dalai Lama nach Indien und Zehntausende Tibeter folgten ihm. Seitdem lebt er in Nordindien, in Dharamshala, am Fuße der Himalaya-Berge und regierte die tibetische Exilregierung aus der Ferne. Im Jahr 2011 zog er sich aus der aktiven Politik zurück. Pilger aus aller Welt strömen seit Jahrzehnten nach Dharamshala, um am Sonntag mit dem bekanntesten buddhistischen Mönch zu beten. Er gilt als globales Symbol des Frieden und der Gewaltlosigkeit.
Welche Funktion hat der Dalai Lama?
Längst ist der Dalai Lama das bekannteste Gesicht des Buddhismus geworden. Neben seiner Position als höchste geistliche Autorität im tibetischen Buddhismus gilt der Dalai Lama auch als Regierungschef und Staatsoberhaupt. Wie schon angesprochen, beendete der Dalai Lama diese Tradition der weltlichen Herrschaft am 10.03.2011. Er legte sein Amt zugunsten einer demokratisch gewählten Regierung nieder.
Wie findet man den nächsten „Erwählten“?
Die Auffindung der aktuellen Reinkarnation des XIV. Dalai Lama, also den nächsten Dalai Lama, obliegt speziellen Abteilungen. Die jüngste der vier großen Schulen des tibetischen Buddhismus, die Gelug-Schule – „Schule der Tugendhaften“ – hat bis heute die Aufgabe, die aktuelle Reinkarnation des Dalai Lama, wenn er gefunden wurde, aufzusuchen und ihn auszubilden. Der nächste Dalai Lama kann aus dem gesamten tibetischen Volk kommen. Dies ist eine Tradition, die auf eine Vision des zweiten Dalai Lama zurückgeht. Der amtierende Dalai Lama hinterlässt verschiedene Hinweise und Prophezeiungen, die das Auffinden des neuen Dalai Lama ermöglichen soll. In der Regel handelt es sich um verschiedene Hinweise zur Umgebung des Kandidaten, sowie der bereits angesprochenen Prüfung, aus einer Serie von Gegenständen spontan die Elemente herauszufinden, die dem amtierenden Dalai Lama gehörten. So soll die geistige Verbundenheit offenbart werden.
Tenzin Gyatso, der letzte Dalai Lama?
Tenzin Gyatso, der XIV. Dalai Lama, ist anders als seine Vorgänger, das hat er unzählige Male bewiesen. Der Friedensnobelpreisträger spricht die großen Themen unserer Zeit an: Flüchtlingspolitik, Religionskonflikte, Klimawandel, Wirtschaftskrise, Armutsbekämpfung und viele weitere. Er ruft die Bewohner dieser Erde immer wieder auf, Mitgefühl, Toleranz, Liebe und Vergebung zu zeigen. So wurde er weltweit zu einem der beliebtesten Menschen unserer Zeit.
Die weltliche Macht hat er 2011 abgelegt und somit schon 50% seines Amtes abgeschafft. Tenzin Gyatso möchte die Institution modernisieren und überraschte bei dieser Gelegenheit immer wieder viele Buddhisten. An seinem 90ten Geburtstag, im Jahr 2025, möchte der Dalai Lama eine Versammlung einberufen und über die Daseinsberechtigung der Institution beratschlagen. Aussagen wie die, er würde sich eine weibliche Reinkarnation wünschen, beschäftigen die Gesellschaft. China reagiert gereizt auf diese Aussagen, Peking möchte sich den Dalai Lama in Zukunft selbst aussuchen.
Der 14. Dalai Lama und seine berühmten Weisheiten
Er ist bekannt für seine Weisheiten und Zitate. So findet man in seinen Büchern zahlreiche kurze Inspirationen, die von Menschen in der ganzen Welt gerne verwendet werden.
Hier ein paar Beispiele:
Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist.
Laufe nicht der Vergangenheit nach und verliere dich nicht in der Zukunft. Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen. Das Leben ist hier und jetzt.
In der Wut verliert der Mensch seine Intelligenz.
Denke daran, dass etwas, was du nicht bekommst, manchmal eine wunderbare Fügung des Schicksals sein kann.
Das Leben aller Lebewesen, seien sie nun Menschen, Tiere oder andere, ist kostbar, und alle haben dasselbe Recht, glücklich zu sein. Alles, was unseren Planeten bevölkert, die Vögel und die wilden Tiere sind unsere Gefährten. Sie sind Teil unserer Welt, wir teilen sie mit ihnen.
Denke daran, dass Schweigen manchmal die beste Antwort ist.
Jede schwierige Situation, die du jetzt meisterst, bleibt dir in der Zukunft erspart.
Respektiere dich selbst, respektiere andere und übernimm Verantwortung für das was du tust.
Leid adelt den Menschen. Nur wer Leid erträgt, wird Glück erfahren.
Eine Voraussetzung für den Frieden ist der Respekt vor dem Anderssein und vor der Vielfältigkeit des Lebens.
Unsere gemeinsame Mutter Natur zeigt ihren Kindern immer deutlicher, dass ihr der Geduldsfaden gerissen ist.
Veränderung wird nur hervorgerufen durch aktives Handeln, nicht durch Meditation oder Beten allein.
Verbringe jeden Tag einige Zeit mit dir selbst.
Fazit – Was kann ich aus den Lehren des Dalai Lama lernen?
Die eigene Reflektion ist eine der wichtigsten Punkte auf dem Weg zur Gelehrsamkeit. Dies möchte uns Tenzin Gyatso mit auf unseren Lebensweg geben.
- Prüfe an der Realität. Es ist wichtig, die Dinge richtig zu verstehen. Auswendiglernen führt nicht zum Ziel. Dies gilt für jeden Bereich im Leben, auch für den Glauben.
- Lerne von der Wissenschaft. Lasse andere Ansichten und Meinungen zu.
- Versuche Gelassenheit und Zufriedenheit zuzulassen. Wut, Ärger und Hass entstehen im eigenen Kopf. Gib ihnen keinen Raum.
- Wenn wir schon 80 – 100 Jahre auf dieser Erde weilen, sollten wir die Zeit nutzen und anderen Menschen helfen. Nur so kann die Welt zu einem besseren Ort werden.
- Es ist wichtig, nicht nur den eigenen Freunden zu helfen. Öffnen wir den Blick auch auf andere Mitmenschen.
- Fokussieren Sie sich nicht in erster Linie wie besessen auf das Ziel. Auch der Weg dahin kann erfüllend sein. Schauen Sie nach links und nach rechts.
- Ein positiver Mensch ist auch ein angenehmer Zeitgenosse für seine Mitmenschen. Finden Sie ihre eigene Mitte und Sie schließen Frieden mit ihrem Geist.